• 12. Oktober 2024 6:11

Keine Gendersprache im Karlsruher Rathaus

Jan 24, 2022

Die AfD-Gemeinderatsfraktion fordert in ihrem Antrag die Stadtverwaltung auf, die Genderschreibweise in Schriftstücken und im Sprachgebrauch zu beenden. Damit kommt die Fraktion dem mehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung nach Verwendung einer verständlichen Sprache entgegen. Sie bezieht sich dabei auf die INSA-Umfrage vom Juni 2021, in der das Gendern in den Medien als störend empfunden wird, insbesondere hinsichtlich der Gender-Sprechpausen, durch welche  gesprochene Texte als „abgehackt“ wahrgenommen werden. Sprache lebt und ändert sich und muss aus der Mitte der Bevölkerung durch den täglichen Gebrauch entwickelt und angenommen werden. Dabei haben dem jeweiligen Zeitgeist geschuldete, letztlich aber verirrte, weltfremde Ideologien keinen Raum und wären nur von kurzer Dauer. In einer schnelllebigen Zeit erscheint es geradezu kontraproduktiv, wenn Menschen zur Erfassung eines gelesenen oder gehörten Textes mehr Zeit als unbedingt notwendig brauchen. Insbesondere Menschen mit Handicap sind in ihrem Alltag auf Texte in leichter Sprache angewiesen. Ebenso erleichtert es Menschen nichtdeutscher Herkunft das Erlernen der schwierigen deutschen Sprache, wenn diese nicht auch noch mit Gendersternchen, Unterstrich, Doppelpunkt, Binnen-I et cetera überfrachtet ist.

Unser Antrag:

Innerhalb der Stadtverwaltung Karlsruhe sollten im Rahmen des „Pilotprojekts Genderstern“ Erfahrungen mit der Umsetzung des Gendersterns gesammelt werden. Der Genderstern sollte vom Kulturamt und der Gleichstellungsbeauftragten sowie auch vom Personal- und Organisationsamt – hier jedoch nur im Rahmen von Stellenausschreibungen – verwendet werden. Texte in leichter Sprache sollten von diesem Projekt ausgenommen bleiben.

Die Erfahrungen sollten Anfang 2021 von den teilnehmenden Dienststellen u. a. dem Presse- und Informationsamt, der Gleichstellungsbeauftragten und der Kommunalen Behindertenbeauftragten gemeinsam ausgewertet und das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Zum Zeitpunkt dieser Antragstellung haben wir bereits Mitte 2021 und es liegt noch keine fertige Auswertung vor.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigt in seiner aktuellsten Sitzung vom 26.03.2021 seine Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen. Dies ist allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann. Das Amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege. Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt nicht empfohlen. (*2)
Die vom Karlsruher Gemeinderat am 29.09.2020 beschlossene Schreibweise mit Genderstern wird somit vom Rat für die deutsche Rechtschreibung als orthografisch nicht normgerechte Wort- und Satzbildung aufgelistet. (*3)

Mitte 2018 gab der Rechtschreibrat bereits eine vorbereitende Stellungnahme ab unter dem Titel „Geschlechtergerechte Schreibung – Herausforderung noch ohne Lösung“, in der festgehalten wurde: „Die weit verbreitete Praxis, immer von Frauen und Männern in weiblicher und männlicher Form, im Plural oder in Passivkonstruktionen zu schreiben, wird der Erwartung geschlechtergerechter Schreibung derzeit am ehesten gerecht.“

Ende 2018 folgte ein Beschluss des Rats mit Empfehlungen zur „geschlechtergerechten Schreibung“; es wurden sechs Grundlagen festgehalten.
„Geschlechtergerechte Texte sollen:
– sachlich korrekt sein,
– verständlich und lesbar sein,
– vorlesbar sein,
– Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten,
– übertragbar sein im Hinblick auf deutschsprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen,
– für die Lesenden bzw. Hörenden die Möglichkeit zur Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen.
Dabei ist jeweils auf die unterschiedlichen Zielgruppen und Funktionen von Texten zu achten. (*4)

Die Webseite kindersache.de hält gendergerechte Sprache zwar für wichtig, auf ihrer eigenen Seite verzichten sie aber darauf mit dem Hinweis: „Auf kindersache ist es uns wichtig, dass unsere Texte gut lesbar und leicht verständlich sind. Deshalb verzichten wir auf die Schreibweise mit dem Sternchen oder dem Schrägstrich.“ (*5)

Quellen:
(*1) https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2021/selbst-gruenen-anhaenger-vom-gendern-genervt/ (*2) https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/ (*3): https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/ und https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_PM_2021-03- 26_Anlage2_Orthografisch_nicht_normgerechte_Wortbildungen.pdf
(*4): https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetze_und_amtliche_Regelungen_zur_geschlechtergerechten_Sprache (*5): https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/natur-und-mensch/was-bedeutet-gendern

Antragsberatung am Dienstag, 21.09.21, im Hauptausschuss
Die Karlsruher AfD-Fraktion hat beantragt, die versuchsweise bei der Stadt Karlsruhe eingeführte Gender-Schreibweisen mit dem sogenannten Binnensternchen zu beenden. Dabei verweist die AfD auf Umfragen, nach denen die Mehrheit der Bevölkerung gegen die Gender-Schreibweise ist. Auch aufgeschlüsselt nach den Anhängern der einzelnen Parteien lehnt die Mehrheit die Genderschreibweise ab, selbst bei Linken oder Grünen.
In ihrem Antrag kritisiert die AfD-Fraktion die Verwaltung, weil diese den Versuch der Genderschreibweise Mitte 2021 weder beendet noch evaluiert hat, wie es der Gemeinderat beschlossen hatte, sondern einfach ohne Evaluation fortführt.
Mit ihrem Antrag möchte die AfD die Empfehlung der Gesellschaft für Deutsche Sprache umsetzen, die sich für eine gut lesbare und gut hörbare Sprache einsetzt, und daher die Genderschreibweise ablehnt.
Am Dienstag, 21. September 2021, wird der Antrag der AfD, die Gender-Schreibweisen bei der Stadt Karlsruhe zu beenden, im Hauptausschuss beraten.