Antrag im Gemeinderat: Der Gemeinderat möge beschließen, dass im Karlsruher Zoo alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um im Falle eines Brandes oder anderweitiger unvorhersehbarer Ereignisse wie z.B. Hagel, Sturm, Überschwemmungen, Vandalismus die Tiere vor Leid, Verletzung oder Tod zu bewahren.
In diesem Zusammenhang wären beispielhaft zu berücksichtigen:
- Entsprechende Personaleinsatzpläne
- Bau(ordnungs)rechtliche Einstufung der Gebäude
- Auswahl der Baustoffe
- Feuermelde- und Sprinkleranlagen
- Austausch mit Polizei und FeuerwehrDiese Maßnahmen müssen ständig auf ihre Effizienz und Aktualität hin überprüft werden.
Begründung
In der letzten Silvesternacht starben im Krefelder Zoo mehr als 30 Tiere, darunter über 20 Affen, zum Teil hochbedrohte Tierarten. Dieser Vorfall hat an den Brand im Karlsruher Streichelzoo vor über 10 Jahren erinnert, bei welchen ebenfalls zahlreiche Tiere ums Leben kamen.Für Tiere, die in Stallungen, Gehegen, Käfigen, Wasserbassins in Zirkussen, in Tiergärten und Zoos gehalten werden, tragen wir Menschen die alleinige Verantwortung.Es sind somit – unabhängig von der Höhe der Kosten – alle Maßnahmen zu ergreifen, damit Tiere nicht unnötig leiden oder gar zu Tode kommen.Uns ist bekannt, dass der Karlsruher Zoo in der Vergangenheit bereits etliche Vorkehrungen hinsichtlich der Sicherheit der Tiere getroffen hat und nach dem verheerenden Brand im Krefelder Zoo diverse Maßnahmen optimieren möchte.
Besonders wichtig erscheint uns, an Silvester, aber auch bei Unwetterwarnungen, den Personaleinsatz insbesondere bei Nacht zu verstärken.Derzeit verfügt der Zoo wohl nur über eine Brandmeldeanlage, die direkt mit der Feuerwehr verbunden ist. Zu prüfen wäre somit die Installation weiterer Brandmeldeanlagen.Rechtlich zu prüfen wäre, ob die Gebäude innerhalb des Zoos nicht als „Öffentliche Gebäude“ einzustufen wären. Infolge der Besucherkapazität wären diese dann als Versammlungsstätte für Menschen einzustufen und unterlägen somit höchsten Schutzvorschriften.
Stellungnahme der Stadt
Aufgrund der Vorkommnisse in der Silvesternacht hat natürlich auch der Zoo nochmals speziell das Brandschutzkonzept überdacht.
Der Zoo Karlsruhe ist sich der Bedeutung des vorbeugenden Brandschutzes bewusst. Gerade durch den verheerenden Brand im Streichelzoo und dem angrenzenden Dickhäuterhaus vor neuneinhalb Jahren sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal ob in der Verwaltung, bei Bau und Technik sowie im Tierpflegebereich, sensibilisiert. Auch in den vergangenen Jahren wurde viel zu diesem Komplex überlegt, in die Tat umgesetzt, überarbeitet, teilweise auch wieder verworfen und neu angegangen.
Gerade im vergangenen Jahr gab es noch etliche neue Ansätze, um sich in diesem Bereich noch besser aufstellen zu können. Gleichwohl muss darauf hingewiesen werden, dass es nie eine 100prozentige Sicherheit geben kann.
Seit vielen Jahren besteht ein Austausch über Brandschutzthemen mit den Fachleuten der Berufsfeuerwehr Karlsruhe. In diesem Zuge wurde auch der Feuerwehrplan und die Einsatzhinweise des Zoos aktualisiert. Seit September 2019 gibt es im Zoo eine Fortbildung für Auszubildende der Feuerwehr im Umgang mit Tieren. Dabei lernen sie auch das Gelände und dessen Besonderheiten kennen.
Im vergangenen Jahr gab es außerdem für alle sechs Wachschichten der Karlsruher Berufsfeuerwehr eine Weiterbildung im Zoo mit folgenden Themen: Zufahrten kennenlernen, Wasserentnahmestellen, Verhalten im Brandfall, Verhalten bei Tierausbruch.
Zum vorbeugenden Brandschutz wurden zudem zwei externe Firmen zur Beratung hinzugezogen. Bei einer Begehung gab es von den Experten folgende Hinweise:
- Bei Wand- und Dachkonstruktionen auf Materialauswahl achten
- Es wurden verschiedene Systeme für Brandmeldeanlagen vorgestellt. Es wird dem Zoo abMärz 2020 ein Rauchmelder (neuester Generation) zur Probe zur Verfügung gestellt
- Brandmeldeanlagen sind nur sinnvoll, wenn diese auch bei der Feuerwehr aufgeschaltet werden
Im Exotenhaus gibt es bereits eine bei der Branddirektion aufgeschaltete Brandmeldeanlage. In anderen Gebäuden gestaltete sich die Anbringung solcher Anlagen als äußerst schwierig oder noch nicht möglich. Da in vielen Häusern temporär durch Hochdruckreiniger große Mengen fein vernebeltes Wasser und größere Staubentwicklungen in Stallungen mit Stroh/Heu häufig sind, kam es bei angebrachten Brandmeldeanlagen, zum Beispiel im neu erbauten Streichelzoo und im alten Elefantenhaus regelmäßig zu Fehlalarmen. Dort wurden die Anlagen wieder demontiert. Mit modernen Brandmeldeanlagen kann auch in diesen Gebäuden in Zukunft eine funktionierende Struktur aufgebaut werden. Die verwendeten Techniken sind allerdings deutlich komplizierter und teurer; eine Gesamtstruktur ist zudem wahrscheinlich nur dezentral zu verwirklichen. Zu dieser Thematik gibt es einen engen Kontakt sowohl mit der Mehrzahl der externen Firmen als auch mit der Berufsfeuerwehr.Generell sind im Zoo in allen Gebäuden Feuerlöscher in genügender Anzahl und an den strategisch wichtigen Punkten vorhanden und es gibt zoointerne Hydranten, weitere Hydranten werden ertüchtigt. Eine zusätzliche Wasserentnahme kann im Brandfall auch mit Brunnenwasser und aus allen Seen erfolgen. Als Konsequenz aus den Ereignissen von Krefeld wird im Zoo Karlsruhe künftig in den Silvesternächten mehr Personal über den Zoo an neuralgischen Punkten eingesetzt. Wünschenswert wäre hier natürlich eine Sicherheitszone rund um den Zoo, miteinbezogen werden sollte die Tiergartenbrücke.Der Zoo steht in engem Kontakt mit der Branddirektion, Ordnungsamt und der Polizei, um alle sicherheitsrelevanten Fragen zu prüfen.