Anfrage:
1. Zieht die Stadtverwaltung in Betracht, die künftigen Wiederholungen der Umfrage zum Thema „Aktives Altern“ in Karlsruhe auf die Altersgruppe ab 65 Jahren zu beschränken?
2. Falls die Antwort auf 1. „Nein“ ist: mit welchen Mitteln soll stattdessen gewährleistet werden, dass von den Altersgruppen der tatsächlich Alten, nämlich 65 Jahre und älter, genügend auswertbare Fragebogen zurückkommen, um statistisch tragbare Aussagen über die Situation der einzelnen, jeweils 5 Jahrgänge umfassenden Altersgruppen zu machen, insbesondere da geplant ist, eine zusätzliche Stadtteil-bezogene Auswertung zu machen, welche die jeweilige Gruppe noch viel kleiner machen würde?
3. Wie will die Stadtverwaltung vermeiden, dass aktive, extrovertierte Senioren in den ausgefüllt zurückgeschickten und damit auszuwertenden Fragebogen überrepräsentiert sind und somit in der Auswertung ein viel aktiveres Bild der alternden Bevölkerung entsteht als es der Wirklichkeit entsprechen würde?
4. Wäre die Einbeziehung von Pflegediensten in die Verteilung und Rückgabe der Fragebögen ein gangbarer Weg, um das unter 3. formulierte Ziel zu erreichen?
5. Weche weiteren Möglichkeiten gibt es, auf das unter 3. formulierte Ziel hin zu arbeiten?
6. Welche zusätzlichen Kosten entstünden, wenn insgesamt anstelle von 2500 3500 Fragebogen verteilt würden?
7. Welche zusätzlichen Kosten entstünden, wenn anstelle von 800 bis 900 Fragebögen 1200 Fragebogen ausgewertet werden könnten?
8. Wäre es angesichts der Komplexität dieses Themas nicht sinnvoll, es nochmals im Sozialausschuss und ggf. in weiteren Gremien zu behandeln?
Sachverhalt/Begründung:
Unter TOP 13 der GR-Sitzung am 14.3.2017, „Generation 55plus in Karlsruhe 2015 – Umfrage im Rahmen des KOSIS-Projekts ‚Aktives Altern'“, wurde die Auswertung der Umfrage von allen Fraktionen begrüßt; die AfD-GR-Gruppe wies jedoch auf die Schwächen dieser Umfrage hin: Weniger als 900 Befragungs-Rückläufer, darunter viele in den Altersbereichen 55 bis 60 und 60 bis 65, die für das Erkennen der Probleme der alten Menschen in Karlsruhe nicht wirklich relevant sind.
Wir schlugen in der Aussprache im Gemeinderat vor, die nächste derartige Umfrage mit insgesamt deutlich mehr verschickten Fragebogen auf die Bevölkerungsgruppen ab 65 Jahren zu beschränken. Nur so kann ohne allzu großen zusätzlichen Aufwand gewährleistet werden, dass in jeder der jeweils 5 Jahrgänge umfassenden Altersgruppe genügend auswertbare Fragebogen zurückkommen, um die jeweilige Altersgruppe statistisch zuverlässig abzubilden.
Dies ist umso entscheidender, da nach künftigen Befragung eine zusätzliche Auswertung nach Stadtteilzugehörigkeit erfolgen soll. Dadurch werden die jeweils auszuwertenden Gruppen aber noch kleiner, und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen so statistisch noch weniger haltbar.
Dabei sollte man sich bewusst sein, dass die heute Fünfzigjährigen regelmäßig bis zur Vollendung des 67sten Lebensjahres im Berufsleben stehen werden, und die heute Fünfunddreißigjährigen bis zur Vollendung des 70sten. Vor diesem Hintergrund sollten sich künftige Umfragen zum Thema „Altern“ auch auf die über 65 Jahre alten Menschen konzentrieren.
Bei der Wiederholung dieser Umfrage ist aber vor Allem zu beachten, dass diejenigen, die den Fragebogen selbst ausfüllen und zurückschicken, verstärkt zu den gut sozial integrierten, extrovertierten Mitbürgern gehören. Damit zeichnet die gerade vorgestellte Umfrage insgesamt ein zu positives Bild der Situation alter Menschen in unserer Stadt. Wer krank und einsam ist, wird eher nicht an einer solchen Umfrage teilnehmen, wer gesund, finanziell besser gestellt und sozial vernetzt ist, dagegen schon.
Diesem Problem könnte man z. B. entgegen wirken, indem man Pflegedienste in die Verteilung der auszufüllenden und die Einsammlung der ausgefüllten Fragebögen mit einbezieht. So könnte man kranke oder pflegebedürftige Menschen das Ausfüllen des Fragebogens erleichtern und damit am Ende zu aussagekräftigen Ergebnissen gelangen.
Ohne derartige Maßnahmen wird man keine wirklich realistischen Zahlen erheben können. Daher darf man sich von den teils positiven Ergebnissen der gerade vorgestellten Umfrage nicht einlullen lassen: Die Stadt muss weiterhin viel tun, um die alten Mitbürger zu unterstützen und ihrem früher oder später auftretenden Bedürfnis nach würdiger Pflege im Alter entgegen zu kommen!
Unterzeichnet von:
Marc Bernhard
Dr. Paul Schmidt
Hier der Link zur Broschüre